C. Wirbelauer, N. Anders, D. T. Pham, A. Holschbach, J. Wollensak
Augenklinik im Virchow-Klinikum, Medizinische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin
Augustenburger Platz 1, D-13344 Berlin
Bei selbstsschließender Tunnelinzision kann der Meridian in der Eingriffsachse abgeflacht werden. Anhand der kornealen Topographie (EyeSys CAS, Ver. 3.03) sollte objektiviert werden, ob bei einem Astigmatismus obliquus, definiert als ein 30° Winkelsegment um die 45°- und 135°-Achse, über die Zugangswahl der operativ induzierte Astigmatismus minimiert oder der präoperative Astigmatismus korrigiert werden kann.
Prospektiv wurden 32 Patienten randomisiert den Eingriffsachsen bei 12-Uhr, lateraler und schräger Position zugeordnet. Alle Patienten wurden standardisiert über einen trapezförmigen selbstschließenden 7 mm korneoskleralen Tunnelschnitt mit Phakoemulsifikation und HKL-Implantation behandelt. Am 1. postoperativen Tag bzw. nach 4 Wochen wurde der mittlere Astigmatismus, die mittleren Brechkraftänderungen sowie der chirurgisch induzierte Astigmatismus über die Vektoranalyse in der zentralen 3 mm optischen Zone bestimmt. Zu allen Meßpunkten wurden die Mittelwerte von Doppelbestimmungen ausgewertet.
Eine Wundöffnung bei 12-Uhr führte am 1. postoperativen Tag zu einer videokeratoskopischen Zunahme des mittleren Astigmatismus von 1.59 ( 0.61 dpt auf 1.91 ( 0.92 dpt mit nachfolgender Stabilisierung nach 4 Wochen auf 1.67 ( 0.67 dpt. In der kornalen Topographie zeigte sich direkt postoperativ eine Abflachung um 0.31 dpt im flacheren Meridian mit Aufsteilung im weiteren Heilungsverlauf um 0.4 dpt (p<0.05). Der induzierte Astigmatismus lag jeweils bei 1.17 ( 0.47 dpt und bei 0.94 ( 0.43 dpt. Bei lateralem Zugang änderte sich die zentrale Hornhautbrechkraft dagegen nicht signifikant. Der mittlere Astigmatismus war jeweils 1.61 0.78, 1.73 ( 0.97 und 1.64 ( 0.85 dpt. Der induzierte Astigmatismus betrug 0.54 ( 0.26 dpt am 1. postoperativen Tag und lediglich 0.38 ( 0.11 dpt nach 4 Wochen. Bei schräger Eingriffsachse nahm dagegen der mittlere Astigmatismus von 1.11 ( 0.39 dpt präoperativ auf 1.05 ( 0.55 am 1. postoperativen Tag bzw. auf 0.69 ( 0.40 dpt nach 4 Wochen postoperativ um 0.42 dpt signifikant (p<0.01) ab. Es kam insbesondere durch die Wundheilung zu einer Abflachung der Hornhautbrechkraft im steilen Meridian um 0.36 dpt (p<0.05). Der induzierte Astigmatismus lag jeweils bei 0.60 ( 0.36 dpt.
Die korneale Topographie zeigt, daß beim Astigmatismus obliquus der refraktive Effekt auf den Hornhautastigmatismus bei schräger Tunnelinzision durch eine Abflachung des steilen Meridians im postoperativen Heilungsverlauf bedingt ist. Bei 12-Uhr und lateralem Zugang kommt es zu keiner relevanter Abnahme des Astigmatismus, wobei allerdings ein lateraler Zugang durch eine frühe Stabilisierung einen günstigeren Einfluß auf den postoperativen Verlauf hat.