Patient: Bei einem 66jährigen Patienten entwickelte sich l l Tage nach unkomplizierter, stationär am Oculus melior über einen temporalen cornealen Zugang durchgeführter extrakapsulärer Cataractextraktion und Implantation einer Silikonfaltlinse in den Kapselsack eine niedriggradige Endophthalmitis. Sechseinhalb Wochen postoperativ stellte sich der Patient mit einem Fernvisus von 0.2 erstmals in unserer Ambulanz vor. Neben einer grenzwertigen Hornhautendothelepitheldekompensation fand sich ein niedriggradiger Vorderkammerreizzustand mit Zellen und Tyndallphänomen, die gut zentrierte Silikonfaltlinse wies feine Beschläge, die intakte hintere Linsenkapsel eine weißliche Trübung auf. Nach Umstellen von seit der Operation lokal appliziertem Prednisolon-21-acetat und Ofloxacin auf Tobramycin und Colistin und intravenöser Gabe von Cefotiam und Netilmicin verstärkte sich die Endophthalmitis, so daß eine Pars plana-Vitrektomie und die Entfernung der Intraokularlinse mit der Linsenkapsel notwendig wurde. In der Kultur des Glaskörperaspirates, der Intraokularlinse und der Linsenkapsel wurde Ochrobactrum anthropi nachgewiesen. Der Entlassungsvisus war c.c. 0.6.
Diskussion: Ochrobactrum anthropi, ein nicht-fermentatives, gram-negatives Stäbchen, vor 1988 als "Achromobacter" Gruppe CDC Vd bezeichnet, gilt erst seit den 80er Jahren als potentiell humanpathogen. Dieses Bakterium ist mehrfach als Sepsiserreger und zweimal als Erreger einer Keratitis beschrieben worden. Es wird eine chromosomal erworbene Resistenz gegen Penicilline und Cephalosporine angenommen, das Bakterium ist auch gegen Tobramycin und Cotrimoxazol und damit gegen die routinemäßig bei Endophthalmitiden applizierten Antibiotika resistent.
Schlußfolgerung: Bei einer niedriggradigen Endophthalmitis muß
Ochrobactrum anthropi in die Differentialdiagnose einbezogen und dementsprechend
antibiotisch abgedeckt werden.