Problemstellung: In den letzten Jahren haben wir zunehmend unsere Katarakte von tem- poral operiert und wegen der Verwendung des bimanuellen Irrigations- / Aspirations- systems zwei "seitliche" Parazentesen bei 6 und 12 Uhr angelegt. Es zeigte sich, daß die 6-Uhr-Parazentese hervorragend geeignet ist, eine postoperative Druckentlastung vorzunehmen und dabei verbliebenes viskoelastisches Material abzulassen.
Methode: Diese Erfahrungen haben uns gelehrt, bei der
Vorderabschnittschirurgie
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auch mit Zugang von 12 Uhr - grundsätzlich eine Service-Parazentese
bei 6 Uhr anzule-
gen. Die 6-Uhr-Parazentese kann dazu verwendet werden, postoperativ eine
sofortige
Druckentlastung oder ein Ablassen von Kammerwasserbeimengungen vorzunehmen.
Dazu wird mit einer sterilen Einmalkanüle die periphere Lefze der
Parazentese
leicht eingedrückt. Da die Injektionsnadel nicht in die Parazentese
eindringt, besteht keine Infektionsgefahr. Aufgrund des höheren
Augeninnendrucks
erfolgt der Fluß von innen nach außen. Ein Einstrom in umgekehrter
Richtung ins Auge ist nicht möglich.
Ergebnisse: Viskoelastisches Material, ein Hyphäma oder auch Reste von Perfluorocar- bon sammeln sich aufgrund ihrer gegenüber dem Kammerwasser höheren Dichte bei 6 Uhr in der Vorderkammer an. Durch die untere Parazentese können diese Stoffe leicht abgelassen werden. In den seltenen Fällen, in denen (zum Beispiel bei einer Descemetablederung) Luft in die Vorderkammer eingefüllt wurde, kann diese durch eine Service-Parazentese bei 12 Uhr leicht abgelassen werden. In allen Fällen, in denen mit der Möglichkeit eines Hyphämas zu rechnen ist (Glaukomchirurgie, periphere Iridektomie), kann dieses durch eine 6-Uhr-Parazentese problemlos an der Spaltlampe abgelassen werden.
Schlußfolgerungen: Aufgrund unserer guten Erfahrungen ist die 6-Uhr-Service-Parazentese bei der Vorderabschnittschirurgie bei uns zum Standard geworden. Sie ist die Voraussetzung für eine einfache Behandlung zahlreicher unmittelbarer postoperativer Komplikationen.