Lichtbrechung in Kataraktlinsen bei der Diagnostik unklarer Sehstörungen
A. Frohn 1 , W. Fink 2 , E. W. Schmid 2
Katarakt kann zur Wahrnehmung von monokularen Doppelbildern führen. Aufgrund der Umkehrbarkeit von Lichtwegen kann dieses optische Phänomen auch zur Diagnostik einer Katarakt genutzt werden. Dazu wird mit
der Spaltlampe der schmalste, einstellbare Strahl verwen-det. Bei einer klaren Linse zeigt sich während einer Fun-doskopie, die mit einer 78-dptr-Lupe oder mit einem Kontaktglas ausgeführt wird, im Bereich der Makula ein entsprechender feiner Strich. Wenn eine Linsentrübung vorliegt, wird dieser Strich durch die gleichen optischen Mechanismen, die zur monokularen Diplopie führen, in ein Bündel mehrerer Linien aufgetrennt, oder gedreht abgebildet. Das Phänomen wird auch beobachtet, wenn die Patienten keine monokularen Doppelbilder subjektiv wahrnehmen können, aber über unklare Sehstörungen klagen. Da aufgrund physiologischer Linsenfehler in der Peripherie auch bei klarer Linse Strahlendistorsionen auftreten, darf für die Diagnostik nur der zentrale Strahl, der die Makula erreicht, herangezogen werden. Wenn aufgrund einer scheinbar klaren Linse zunächst nicht die Diagnose einer Katarakt gestellt wird, kann mit dieser Methode die Sehstörung diagnostisch zugeordnet werden, ohne daß die üblichen weiteren Abklärungen wie Gesichtsfeld, CT oder NMR notwendig werden. Das be-obachtete Phänomen wird anhand von klinischen Bei-spielen diskutiert und in einem in-vitro-Experiment dar-gestellt: Mit einem kolloidalen Gemisch wurden Linsen-vakuolen simuliert, und das Phänomen an der Spaltlampe modellhaft erzeugt. Die dabei auftretenden Strahlengän-ge wurden mittels einer Ray-Tracing-Simulation demon-striert.
1 Abt. 1 Augenklinik Tübingen/c/o Siegen
2 Institut für Theoretische Physik, Tübingen