Intraokularer Druckverlauf beim Pseudoexfoliationssyndrom nach Kataraktoperation
C. Wirbelauer 1, 2 , N. Anders 1 , D. T. Pham 1 , H. Laqua 2 , J. Wollensak 1
Einleitung Beim Pseudoexfoliationssyndrom (PEX) kann es zu Ablagerungen von Exfoliationsmaterial und Pigment im Trabekelsystem mit konsekutiver Erhöhung der Abflußresistenz für Kammerwasser kommen. Eine postoperative Erhöhung des Abflußwiderstandes mit in-traokularem Druckanstieg kann nach Kataraktextraktion durch eine direkte Schädigung des Trabekelwerkes, durch Einlagerung von Proteinen oder durch verbliebene viskoelastische Substanzen erfolgen. In dieser Untersu-chung sollte der intraokulare Druckverlauf bei PEX nach Kataraktoperation überprüft werden.
Patienten und Methoden In einer kontrollierten klini-schen Studie wurden prospektiv 25 Patienten mit PEX und ein gleichgroßes alters-korreliertes Vergleichskollek-tiv mit seniler Katarakt untersucht. Der intraokulare Druck wurde applanatorisch präoperativ, am 1. post-operativen Tag, nach 4 Wochen sowie nach 6 Monaten er-mittelt. Einschlußkriterium war in beiden Gruppen prä-operative Normotension. Alle Patienten wurden mit standardisiertem selbstschließendem 7 mm breiten kor-neoskleralem Tunnelschnitt, Phakoemulsifikation und HKL-Implantation unter Hyaluronsäure-Schutz operiert. Am Ende des Eingriffs wurde das Hyaluronsäurepräpa-rat vollständig abgesaugt.
Ergebnisse Die Auswertung des intraokularen Druck-verlaufs ergab präoperativ keinen Unterschied zwischen beiden Gruppen mit Werten von 16,6B3,2 mmHg bei PEX und von 16,9B3,1 mmHg in der Kontrollgruppe. Bei allen Patienten lag der intraokulare Druck am 1. post-operativen Tag unter 22 mm Hg. Nach 4 Wochen und 6 Monaten kam es im Mittel in der PEX-Gruppe zu einem Druckabfall um 3,5 mmHg (p<0,001) und in der Kon-trollgruppe um 4,9 mm Hg (p<0,0001). Es ergaben sich keine statistischen Unterschiede im Gruppenvergleich.
Schlußfolgerung Bei PEX kommt es nach Kataraktex-traktion direkt postoperativ zu keinem signifikant erhöh-ten Druckanstieg. Im langfristigen Druckverlauf scheint es jedoch tendenziell bei PEX zu einem geringer ausge-prägten Druckabfall im Vergleich zur Kontrollgruppe zu kommen.
1 Augenklinik im Virchow-Klinikum, Medizinische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin
2 Augenklinik der Medizinischen Universität zu Lübeck