Indikationen zur gleichzeitigen Katarakt- und Glaukomchirurgie
M. Diestelhorst
Grundsätzlich bestehen drei Möglichkeiten des operativen Vorgehens: 1. Katarakt allein, 2. Glaukomfiltration allein, 3. kombi-nierte Katarakt-Glaukom-OP. Voraussetzung ist eine operationswürdige Katarakt, un-abhängig von der Glaukomdiagnose. Erschwert wird die Indikation, wenn nicht vorhergesagt werden kann, inwieweit das Glaukom zur Minderung des Sehvermögens beiträgt. Ist die Kataraktextraktion zweifelsfrei indiziert, wird das operative Vorgehen von der begleitenden Glau-komerkrankung bestimmt. Die Anästhesieform (lokal/ITN) sollte anhand der Opticusatrophie und des Allgemeinzustandes des Patienten entschieden werden. Bei zentralen Restgesichtsfeldern sollte ggf. auf eine Para/Retrobulbäranästhesie verzichtet werden.Kataraktextraktion allein ist dann angezeigt, wenn der Augendruck mit Lokaltherapie ausreichend eingestellt ist. Es ist bekannt, daß nach regulärer intraokularer Lin-senimplantation ein geringeres Druckniveau durch Öff-nung des Kammerwinkels und Prostaglandineinflüsse er-zielt werden kann. Dieser drucksenkende Effekt der Ka-taraktoperation kann Monate bis Jahre anhalten. Alleinige Filtrationschirurgie bietet sich z.B. dann an, wenn durch den Eingriff auf Miotika und die dadurch be-dingte Minderung der Sehqualität verzichtet werden kann. Nach Filtrationsoperation kann die Katarakt be-schleunigt fortschreiten, so daß schon nach Monaten eine Kataraktextraktion erforderlich wird. Dabei scheint der Zeitpunkt der folgenden Kataraktextraktion mit dem Ausmaß der präoperativ bestehenden Linsentrübung korreliert zu sein. Die Indikation zur kombinierten Katarakt- und Glau-komchirurgie erscheint gerechtfertigt, wenn das Glaukom medikamentös unzureichend kontrolliert ist, die ALT keine ausreichende Drucksenkung bewirkte, Nebenwir-kungen seitens der Glaukomtherapie vorliegen und der Allgemeinzustand des Patienten zwei zeitlich getrennte Eingriffe nicht gestattet. Klinische Studien haben gezeigt, daß der postoperative Augeninnendruckanstieg nach Ka-taraktextraktion bei kombinierter Operation geringer ausfällt als nach alleiniger Kataraktextraktion. Bei fortge-schrittener glaukomatöser Opticusatrophie sollte dies vermieden werden.
Universitäts-Augenklinik Köln, Jos.-Stelzmann-Str. 9, D-50931 Köln