Langfristiger Elektrokautereffekt auf den postoperativen Astigmatismus bei der No-stitch-Cataractchirurgie
N. Anders, T. Walkow, N. Hafezi, D. T. Pham, Chr. Hartmann
Hintergrund Seit Einführung der No-stitch-Schnittech-nik als Standardverfahren in der Kataraktchirurgie gibt es immer wieder Mitteilungen, nach denen durch die Elek-trokauterisation eine langfristige Beeinflussung des postoperativen Astigmatismus gegeben sein soll. In kei-ner der vorliegenden Arbeiten wurde jedoch der Effekt prospektiv, randomisiert, kontrolliert und mit einem Nachuntersuchungsintervall von über einem Jahr unter-sucht.
Patienten Wir untersuchten 90 Augen von 90 Patienten, bei denen nach einer 7 mm selbstschließenden Tunnelin-zision bei 12 h eine Phakoemulsifikation mit Hinterkam-merlinsen- Implantation vorgenommen wurde. Das Durchschnittsalter der 16 männlichen und 74 weiblichen Patienten betrug 77,6B8,3 Jahre. Die Patienten wurden randomisiert gleichverteilt in je 3 Gruppen aufgeteilt: es wurde entweder direkt limbal, limbusfern oder gar nicht mit einem Naßfeld-Bipolarkauter zur Blutstillung gekau-tert. Der Astigmatismus wurde mit einem Zeiss-Ophthal-mometer präoperativ, direkt postoperativ, nach 1 Monat und nach 1 Jahr kontrolliert.
Ergebnisse Während die direkt am Limbus vorgenom-mene Elektrokauterisation einen induzierten Astigmatis-mus nach 1 Monat von 0,84B0,57 zur Folge hatte, betrug dieser in der Gruppe der limbusfernen Kauterisation 0,70B0,55 dpt und in der Gruppe ohne Kauterisation 0,89B0,41 dpt. Dieser Unterschied war statistisch signifi-kant auf dem 1%-Niveau nach dem Wilcoxon-Rang-Test. Nach 1 Jahr betrug die Astigmatismusinduktion in den genannten Gruppen 0,88B0,48 dpt, 0,86B0,51 dpt bzw. 0,89B0,43 dpt. Diese Unterschiede waren nicht signifi-kant. Die absolut höchsten induzierten Astigmatismus-werte wurden mit bis zu 3,25 dpt am 1. und 7. postoperati-ven Tag in der Gruppe der basalen Kauterisation gemes-sen.
Schlußfolgerungen Die vorliegende Studie konnte zei-gen, daß der durch die Elektrokauterisation hervorgeru-fene Effekt auf die postoperative Astigmatismusindukti-on nur in der frühpostoperativen Phase besteht. Langfri-stige Beeinflussungen konnten nicht nachgewiesen werden.
Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Charité und Virchow Klinikum, Medizinische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin, Augustenburger Platz 1, D-13353 Berlin