Proteinbeschichtung von Intraokularlinsen (IOL) zur Verminderung der Hinterkapselfibrose: Eine tierexperimentelle Untersuchung
L. Hesse 1 , H. Bienert 2 , H. Richter 2 , C. Kreiner 3 , Ch. Mittermayer 2
Problemstellung Eine Hinterkapselfibrose kann ver-mindert werden, wenn Kapsel und IOL verkleben. Wir untersuchten daher, ob eine Proteinbeschichtung der IOL-Oberfläche eine Adhäsion zwischen IOL und Kapselsack begünstigt.
Methodik An handelsüblichen Silikon-Disc-Linsen (90D, Adatomed) wurde die Oberfläche im Bereich der Haptik mit SO 2 -Gruppen (Plasmaätzung) modifiziert. Durch diese Vorbehandlung konnten die Linsen mit ei-nem Proteingemisch aus Laminin und Fibronektin be-schichtet werden. Die IOL-Implantation erfolgte am Zwergkaninchen, damit die IOL straff im Kapselsack sitzt. Bei 32 Augen wurde mittels Phako/Clear Cornea-Technik die Linse extrakapsulär entfernt. Je 8 Augen er-hielten entweder keine, eine handelsübliche, eine plasma-geätzte oder eine proteinbeschichtete IOL. Nach 11 Wo-chen wurden die Augen entnommen und mittels eines Durchlichtscanners unter standardisierten Bedingungen digitalisiert. Die gewonnenen Daten wurden densitome-trisch kalibriert und die Dichteunterschiede quantitativ in density units (DU) berechnet.
Ergebnisse Die aphaken Augen wiesen die geringsten Kapseltrübungen mit 0,007 DU auf. Bei unbehandelten IOLs wurde eine Trübung von 0,19 DU gemessen, die sich durch Plasmaätzung signifikant auf 0,08 DU vermin-dern ließ. Eine Proteinbeschichtung verursachte dagegen wieder eine Zunahme der Kapselfibrose auf durchschnitt-lich 0,14 DU. Der Unterschied zwischen unbehandelten und proteinbeschichteten Linsen war nicht mehr signifi-kant.
Schlußfolgerung Die Plasmaätzung der IOL ist offen-sichtlich proliferationshemmend, während eine Protein-beschichtung diesen Effekt wieder aufhebt. Eine Protein-beschichtung führt nicht, wie zuvor angenommen worden war, zu einer verbesserten Adhäsion zwischen IOL und Kapselsack. Dagegen scheinen Proteine zwischen Kapsel-sack und IOL-Proliferation und Migration von Linsen-epithelzellen anzuregen.
1 Augenklinik der Philipps-Universität, Marburg 2 Pathologie der RWTH, Aachen 3 KreCo, München