Der Intrastromale PMMA-Ring (ISR): Kritische Analyse der experimentellen und klinischen Ergebnisse

Chr. Hartmann

Einleitung Ziel dieses Referates ist die Analyse aller bisher vorliegenden experimentellen und klinischen Ergebnisse und der möglichen Übertragbarkeit unserer um-fangreichen eigenen experimentellen Untersuchungen auf die Verhältnisse beim Menschen.

Material und Methoden Der experimentelle refraktive Effekt wurde untersucht mit einem 1989 von uns ent-wickelten PMMA-Ring mit konstanten Parametern (7,5!0,5!0,2 mm) in Hornhautkanälen von 7,0, 7,5 und 8,0 mm Durchmesser. Zusätzliche Untersuchungen er-folgten durch die Implantation von 7,5-mm-Ringen unter-schiedlicher Dicke (0,2, 0,3 und 0,4 mm) in einen Horn-hauttunnel von konstant 7,5 mm. Die refraktiven Ergeb-nisse bei den implantierten Kaninchen wurden postoperativ nach 7, 14 und 30 Tagen bei der ersten Serie und 60 und 90 Tagen für die zweite Serie festgestellt. Langzeit-Nachkontrollen erfolgten bis zu anderthalb Jah-ren nach Implantation.

Ergebnisse Eine signifikante Abflachung der Hornhaut (p <0,05) wurde erzielt in allen Serien bis zum 14. Tag mit einem mittleren Refraktionseffekt bis zu P5,03B2,92 im Vergleich zur Kontrolle. Beim Kaninchen kam es zu einer relativ raschen Regression des refraktiven Effektes. Aus den refraktiven Ergebnissen lassen sich trotz unterschied-licher Hornhautparameter (fehlende Bowmann-Mem-bran, dünnere Hornhaut, etc.) Rückschlüsse auf den Menschen ziehen, insbesondere unter Analyse der bis-lang vorliegenden ersten klinischen Ergebnisse. Der re-fraktive Effekt durch ISR-Implantation ist limitiert durch die Ringdicke, die deutlich unterhalb der Hornhautdicke von 0,5 mm liegen muß. Der Durchmesser des Ringes kann nicht beliebig verkleinert werden, da sonst keine Applanationstonometrie mehr durchgeführt werden kann. Bei guter Biokompatibilität kommt es beim Kanin-chen und Menschen in nicht geringem Umfang zur zu-mindest umschriebenen Vaskularisation im Bereich der Hornhautinzision zur Ringimplantation. Vor allem durch epitheliale Regenerationsmechanismen und eine Stro-maatrophie kann es zur Regression des refraktiven Effek-tes kommen. Der Implantationseffekt ist reversibel, aller-dings unter Hinterlassen einer zarten peripheren ringför-migen Narbe im Bereich des Implantationskanals.

Zusammenfassung Die bislang verfügbaren klinischen und unsere eigenen experimentellen Ergebnisse zeigen, daß der intrastromale Ring zur Korrektur einer mittleren Myopie gut geeignet erscheint. Vor- und Nachteile des Verfahrens sowie die möglichen Komplikationen und dauerhaften Veränderungen an der Hornhaut ergeben sich bereits aus den experimentellen Ergebnissen. Bei guter Biokompatibilität und Reversibilität des Verfah-rens erscheint der ISR geeignet zur Korrektur von Myo-pien um P3,0. Der Vorteil des Verfahrens besteht darin, daß es sich um ein chirurgisches Verfahren mit geringem Kostenaufwand handelt und es bei Entwicklung der Pres-byopie reversibel ist.

Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde Charité und Virchow-Klinikum, Medizinische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin, Augustenburger Platz 1, D-13353 Berlin


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