Zur therapeutischen Anwendung von rt-PA (recombinanter tissue Plasminogen Activator) in der Augenvorderkammer (VK)

K. Rehfeldt, H. Höh
Augenklinik am Klinikum Neubrandenburg, Neubrandenburg


Einleitung: Postoperative Fibrinreaktionen limitieren das postoperative Ergebnis gelegentlich in nicht unerheblichem Maße. Reicht die lokale Therapie nicht aus, besteht die Möglichkeit, Fibrin mit rt-PA aufzulösen. Wir berichten über unsere Ergebnisse bei der Anwendung von rt-PA in der VK.

Patienten und Methode: Von 8/94 bis 10/97 applizierten wir insgesamt 107mal therapeutisch rt- PA in die VK nach unzureichendem Effekt der lokalen Standardtherapie zwischen dem 2. und 64. postoperativen Tag (Mittel 9,9 Tage), Dosierung 10 µg rt-PA/10 ml gepufferter BSS- Lösung. Vorausgegangen waren an 50 Augen (46,73%) eine kombinierte Katarakt-/Glaukomoperation, 25mal (23,36%) eine Kataraktoperation (häufig in Verbindung mit Synechiolysen), 9mal (8,41%) eine ppV, 4mal (3,47%) eine Synechiolyse, an 7 Augen (6,54%) verschiedene Operationen (z.B. Exokryokoagulation, Keratoplastik, Plombenoperationen etc.). Bei 12 Augen (11,21%) handelte es sich um eine Zweitanwendung von rt-PA nach vorheriger unzureichender Fibrinolyse.

Ergebnisse: Einen Tag nach rt-PA- Applikation beobachteten wir an 64 Augen (59,81%) eine komplette Fibrinolyse. An 6 dieser Augen bildete sich erneut Fibrin in der VK, welches gut auf die lokale Standardtherapie ansprach. An einem Auge wurde die rt-PA-Applikation wiederholt. Am Folgetag sahen wir eine komplette Fibrinolyse. An 40 Augen (37,38%) war das Fibrin am ersten Tag deutlich weniger als vor rt-PA- Applikation. An 8 dieser Augen wurde die rt-PA-Applikation wiederholt, um eine komplette Fibrinolyse zu erreichen. 3 Augen (2,80%) zeigten keine Veränderung des Fibrinbefundes einen Tag nach rt-PA-Gabe.

Komplikationen: Nach therapeutischer rt-PA- Applikationen beobachteten wir 7 VK-Einblutungen (6,54%), von denen sich 4 spontan resorbierten. An 3 Augen war eine VK-Spülung erforderlich. 6 Augen (5,6%) zeigten Endothel- und/oder Stromatrübungen. Diese klarten innerhalb von 8 bis 12 Tagen ohne bleibende Visusreduktion auf. Bei einem Patienten bestand die Endotheldekompensation fort. Es wurde 6 Monate später eine Keratoplastik durchgeführt. An einem Auge (0,93%) beobachteten wir eine umschriebene subendotheliale, visuslimitierende Trübung der Hornhaut. 4 Patienten (3,74%) klagten nach rt-PA-Applikation über cephalgieforme Schmerzen periorbital. Diese sprachen gut auf orale Schmerzmedikamente an und dauerten ca. 1-3 Stunden.

Zusammenfassung: Die rt-PA-Applikation stellt eine effektive Möglichkeit zur Behandlung therapieresistenter postoperativer Fibrinreaktionen in der Augenvorderkammer dar. Um das postoperative Komplikationsrisiko gering zu halten, sollte besonders bei vorbestehenden Hornhauterkrankungen (z.B. Fuchssche Endotheldystrophie) und bei Rubeosis iridis die Indikationsstellung kritisch überdacht werden, um die Häufigkeit des Auftretens von Hornhautdekompensationen bzw. Vorderkammerblutungen zu reduzieren.