Viskoelastika: Ein aktueller Vergleich und praktische Konsequenzen
B. Dick, N. Pfeiffer
Universitäts-Augenklinik, Langenbeckstr. 1, 55131 MainzViskoelastika werden zunehmend in der Vorderabschnittschirurgie eingesetzt. Sie dienen der Aufrechterhaltung einer tiefen Vorderkammer sowie der Protektion des Hornhautendothels und tragen zum Erfolg der Kataraktchirurgie bei. Die erwünschten Eigenschaften einer viskoelastischen Substanz für ophthalmochirurgische Anwendungsgebiete sind eng mit ihren chemischen und rheologischen Eigenschaften verknüpft. Die verschiedenen Viskoelastika weisen u.a. eine unterschiedliche Viskosität und Pseudoplastizität auf, was praktische Konsequenzen für die Intraokularchirurgie nach sich zieht. Die relevanten rheologischen Eigenschaften (u.a. Viskosität, Viskoelastizität, Pseudoplastizität, Relaxationszeit) der derzeit in Deutschland kommerziell verfügbaren viskoelastischen Substanzen wurden von uns vergleichend untersucht. Die grundlegenden Prinzipien der Anwendung, einige spezifische technische Aspekte und ausgewählte Einsatzmöglichkeiten der Viskoelastika in der Ophthalmochirurgie werden vorgestellt. Das ideale Viskoelastikum erfüllt gewebetaktische, oberflächentaktische sowie raumtaktische Ziele gleichermaßen, vertieft die Vorderkammer und beschichtet verletzbare Strukturen oder traumatisierende Agenzien. Eine klinisch relevante Nebenwirkung der Viskoelastika stellt der postoperative Augeninnendruckanstieg dar, der überwiegend auf eine viskositätsbedingte Erhöhung des Abflußwiderstands im Trabekelmaschenwerk zurückgeführt werden kann. Toxische und allergische Nebenwirkungen sind sehr selten. Viskoelastika kommen in der Kataraktchirurgie, besonders bei Phakoemulsifikation oder bei kindlicher Katarakt, der Keratoplastik, der Traumachirurgie, selten auch in der fistulierenden Glaukomchirurgie oder z.B. der vitreoretinalen Chirurgie zum Einsatz. Weiterhin werden sie zum externen Hornhautschutz bei verschiedenen Hornhauterkrankungen verwendet. Keine Substanz kann für alle verschiedenen Anwendungsbereiche als ideal angesehen werden. Die Kenntnis der rheologischen Eigenschaften jeder viskoelastischen Substanz versetzt den Ophthalmochirurgen in die Lage, das geeignetste Viskoelastikum aus der Vielzahl der derzeit auf dem Markt erhältlichen Viskoelastika für die jeweilige chirurgische Situation gezielt auszuwählen.