Berechnung der Kunstlinsenstärke nach photorefraktiver Keratektomie

A. Langenbucher, B. Seitz, M. M. Kus, N. X. Nguyen, M. Küchle
Augenklinik mit Poliklinik der Universität Erlangen-Nürnberg, Schwabachanlage 6, D-91054 Erlangen


Fragestellung: Der Einsatz konventioneller Formeln zur Berechnung der Kunstlinsenstärke im Rahmen einer Kataraktextraktion (ECCE) hat nach radialer Keratektomie und photorefraktiver Keratektomie (PRK) zu postoperativer Hyperopisierung (ggf. zu Kunstlinsenaustausch) geführt. Ziel dieser Studie war es, eine modifizierte Berechnung der Kunstlinsenstärke zu präsentieren, die den morphologischen Abweichungen im Vergleich zum Gullstrand- Modellauge Rechnung trägt.

Methoden: Ausgehend von einem Modellauge mit 2 endlich dicken Linsen (Hornhaut und Linse) werden die Berechnungen für ein Kunstlinsenimplantat durchgeführt1. Von der Vereinfachung, die Hornhaut als unendlich dünne Linse anzunehmen (Binkhorst-Formel), wurde abgesehen. Als Parameter werden ausschließlich die Krümmungsdaten und Mittendicken sowie die biometrischen Größen des Auges einschließlich der Hornhautdicke benötigt.

Ergebnisse: Als Berechnungsbasis für ein Kunstlinsenimplantat gilt die implizite Formel: 1DIOLpc1Pcc. Dabei bedeuten DIOL die dioptrische Brechkraft des Implantats, D1IOL bzw. R1H die Brechkraft bzw. Krümmung der Vorderflächen von Implantat und Hornhaut, R2H die Krümmung der Hornhautrückfläche sowie dB, dVK, dIOL, dH die biometrischen bzw. vom Implantathersteller angegebenen Werte der Bulbuslänge, Vorderkammertiefe, Kunstlinsendicke und Hornhautdicke. Für die Brechungsindices nH, nVK, nG, nIOL von Hornhaut, Vorderkammer, Glaskörper und Implantat werden die entsprechenden Werte des Gullstrandschen Modellauges bzw. die Angaben des Implantathersteller eingesetzt. Die Berechnung kann mit einem Iterationsverfahren (z.B. Simplex-Maeda-Algorithmus) realisiert werden.

Schlußfolgerung: Die Annahme eines "Dicke-Linsen-Systems" für das optische System Hornhaut-Linse erlaubt keine explizite Berechnung eines Kunstlinsenimplantats, soweit nicht weitere Vereinfachungen möglich sind. Die beiden brechenden Flächen der Hornhaut gehen separat in die Berechnungsvorschrift ein, so daß eine selektive morphologische Veränderung an der Vorderfläche durch eine PRK nicht zu einer systematischen Fehlkalkulation des Implantats bei einer späteren ECCE führen sollte. 1Haigis W. Strahldurchrechnung in Gaußscher Optik zur Beschreibung des Linsensystems Brille-Kontaktlinse-Hornhaut- Augenlinse (IOL). Kongreßband der Jahrestagung der DGII 1990, S. 234-246