Verursacht die PRK inkorrekte Augendruckmessungen?

C. Framme1, C. Meyer1, F. Soergel2, S. Mücke2, H. Laqua1
1 Klinik für Augenheilkunde, Medizinische Universität zu Lübeck, Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck
2 Institut für dynamische Materialprüfung (IdM) an der Universität Ulm, Helmholtz-Str. 20, 89081 Ulm


Hintergrund: Aus der Literatur ist bekannt, daß nach Excimer- Laser-PRK bei Myopie ein falsch zu niedriger intraokularer Augendruck gemessen wird. Über das Ausmaß dieser Druckdifferenz liegen unterschiedliche Angaben vor. Wir nahmen dieses zum Anlaß, an unserem Kollektiv von PRK-Patienten die intraokulare Druckdifferenz zu untersuchen.

Material und Methode: Bei 74 Patienten bestimmten wir vor und nach (1 Monat, 3 Monate, 6 Monate und 12 Monate) PRK den Augendruck mit dem Goldmann- Applanationstonometer. Eine Pachymetrie der Hornhaut wurde bei 30 Augen prä- und postoperativ durchgeführt. Wir korrelierten Druckdifferenzen, Ablationstiefe und Brechkraftänderung mit dem T- Test für gepaarte Stichproben bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von maximal 5% (p<0,05). Die klinischen Ergebnisse wurden mit experimentellen Messungen mittels der mechanisch-dynamischen Analyse (DMA) verglichen.

Ergebnisse: 12 Monate nach Durchführung einer PRK zeigte sich eine Abnahme des intraokularen Druckes um 2,77 mmHg mit dem Goldmann-Applanationstonometer (präoperativ 17,19 mmHg, postoperativ 14,42 mmHg; pp0,000). Im Durchschnitt wurde die Refraktion um P4,40 dpt verändert und die Hornhautdicke um 55,06 µm reduziert. Die Pachymetrie der Hornhaut nahm im Durchschnitt um 64 µm (präoperativ 552 µm, postoperativ 488 µm) ab. Die Ablationstiefe korrelierte mit dem Augendruck (p<0,026). Mit zunehmender Myopiereduktion wurden signifikant tiefere Augendrücke gemessen. Wir errechneten eine durchschnittliche Reduktion der Druckmessung um 0,5 mmHg pro 9,63 µm Ablationstiefe der Hornhaut. Dieses entspricht einer Refraktionsänderung von 0,77 dpt.

Diskussion: Wir konnten zeigen, daß nach PRK der Augeninnendruck in Abhängigkeit von der Ablationstiefe falsch zu niedrig gemessen wird. Das Ausmaß dieser Fehlmessungen streut in der Literatur. In den jeweiligen Studien wird der Druck um 0,5 mmHg pro 7 µm bzw. 23 µm Ablationstiefe nach 3 Monaten zu niedrig gemessen. Dieses bestätigte sich auch in unseren Langzeitergebnissen nach 12 Monaten mit einem Koeffizienten von 9,63 µm bzw. 0,77 dpt pro 0,5 mmHg. Wir überprüften diese Angaben experimentell unter standardisierten Bedingungen mit Hilfe der dynamisch-mechanischen Analyse (DMA). Der Einfluß der Hornhautdickenabnahme und Kurvaturänderung wird diskutiert.

Schlußfolgerung: Durch eine PRK kann die Früherkennung eines Glaukoms erschwert sein. PRK- Patienten mit Augendruckwerten im Grenzbereich sollten weiterer Glaukomdiagnostik unterzogen werden.