Minimal-invasive Linsenimplantation bei Kindern mit Marfansyndrom: Methodische Entwicklung und erste Ergebnisse der Langzeitbeobachtung

H. Gerding
Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universität Münster


Problemstellung: Häufig resultieren beim Marfan-Syndrom nicht korrigierbare Refraktionsanomalien aus Subluxationen der Linse bei gerade noch vollständiger Bedeckung des Pupillarbereiches. Unter der Zielsetzung einer optimierten optischen Versorgung bei vollständigem Erhalt des Glaskörpers wurde ein neues operatives Verfahren für diese Patienten experimentell entwickelt und klinisch umgesetzt.

Methodik: Das operative Vorgehen ist in der nebenstehenden Abbildung skizziert. Es umfaßt folgende Einzelschritte: 1. manuelle intrakapsuläre Aspiration des Linseninhaltes unter viskoelastischer Protektion des sichtbaren Zonulabereiches (a), 2. Legen einer transskleralen Nahtfixation (ab externo) in Opposition zur Hauptluxationsrichtung, 3. partielles Einschieben der Linse (b), 4. Resektion der Linsenvorderkapsel (b), 5. nahtlose Implantation des zweiten Haptikbügels in den Sulcus ciliaris (c).

Ergebnisse: Kollektiv: 11 Augen von 7 Patienten, Alter: 3-12 Jahre (Nachbeobachtung: 3-36 Monate). Spanne der präoperativ besten korrigierten Sehleistung: 1/35-0,2. Sehleistungsspanne der letzten Untersuchung: 0,3-0,9. Ein partieller intraoperativer Glaskörperverlust trat in einem Fall ein. Bei allen Augen entwickelte sich eine das Pupillenzentrum freigebende Kontraktion der verbliebenen Linsenhinterkapsel. Eine Nachstardiszision war in einem Fall erforderlich. Interventionsbedürftige oder optisch relevante Dislokationen des Pseudophakos traten nicht auf.

Schlußfolgerungen: Das vorgeschlagene operative Vorgehen ermöglicht eine sichere und kontrollierte IOL-Implantation bei Kindern mit subluxierter Linse und verbessert damit deren optische Rehabilitationsmöglichkeit.