Drucksenkender Effekt der Kataraktoperation bei relativem Mikrophthalmus anterior

G. U. Auffarth, Y. Biazid, M. R. Tetz, H. E. Völcker
Universitätsaugenklink Heidelberg, INF 400, 69120 Heidelberg


Hintergrund: Patienten mit relativem Mikrophthalmus anterior zeichnen sich durch einen schmaler gebauten vorderen Augenabschnitt mit horizontalen Hornhautdurchmessern von <11 mm bei normaler Achsenlänge aus. Dadurch liegen bei diesen Patienten häufig flache Vorderkammertiefen von knapp 2 mm vor, welches eine hohe Glaukominzidenz mit schwer einstellbaren Druckschwankungen bedingt. Oft kann nur die Entfernung der für den schmalen Vorderabschnitt relativ gesehen zu großen Linse eine deutliche und andauernde Drucksenkung bewirken.

Patienten und Methoden: 20 Patienten mit relativem anterioren Mikrophthalmus (RAM) im Alter von 71,3B12,0 Jahren wurden im Rahmen einer Kataraktoperation prä- und postoperativ bezüglich der Vorderkammertiefe, des Druckverhaltens und der antiglaukomatösen Therapie untersucht.

Resultate: Die Tensionswerte lagen vor Kataraktoperation im Mittel unter Therapie mit 2,7B1,7 Glaukommedikamenten bei 19,3B8,3 mmHg (Bereich 10-45 mmHg). Postoperativ ergab sich eine signifikante Drucksenkung auf 14,3B3,0 mmHg (Bereich: 9-20 mmHg) bei gleichzeitiger Reduzierung der antiglaukomatösen Therapie (1,6B0,8) (pp0,04). Die Vorderkammertiefe von präoperativ 2,35B0,55 mm vertiefte sich auf 3,66B0,59 mm. Ein Jahr postoperativ lagen die Tensionswerte auf dem gleichen Niveau bei 15,3B3,0 mmHg bei konstanter lokaler Therapie.

Schlußfolgerungen: Die speziellen anatomischen Gegebenheiten des RAM sind verantwortlich für eine hohe Glaukominzidenz und die oft unbefriedigende Druckregulierung. Die antiglaukomatöse Kataraktextraktion unter gewissen Umständen auch als "clear lens extraction" stellt in dieser Patientengruppe den wichtigsten therapeutischen Eingriff zur langfristigen Tensionseinstellung dar.