19 R
Kunstlinsenberechnung nach refraktiver Hornhautchirurgie
Berthold Seitz und Achim Langenbucher
Augenklinik mit Poliklinik der Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
Hintergrund: Nach operativer Myopiekorrektur führt die Keratometrie-basierte Kunstlinsenberechnung zu einer Hyperopisierung nach Kataraktextraktion.
Methoden und Ergebnisse: Aufgrund publizierter Fallberichte und eigener Modellrechnungen nach PRK kommen wir zu folgenden Ergebnissen: Das Hauptproblem liegt darin, dass klassische Keratometer die Hornhautbrechkraft nach RK und myoper PRK/LASIK zu hoch bestimmen. Während nach RK die Krümmung selbst zu steil gemessen wird, wird die Fehlbestimmung nach PRK/LASIK auf die inadäquate Berechnung der Hornhautgesamtbrechkraft aus der Vorderflächenkrümmung unter Verwendung eines "effektiven Brechungsindex" (z.B. 1.3313 beim Zeiss Keratometer) zurückgeführt. Dieser Fehler scheint kalibrierungsbedingt bei Topographiesystemen (z.B. TMS-1) stärker ausgeprägt zu sein. Nach myoper PRK ist die keratometrisch gemessene Hornhautbrechkraft signifikant größer als berechnete Vergleichswerte. Den niedrigsten Brechkraftwert liefert hierbei die Subtraktion der Änderung des refraktiven sphärischen Äquivalents SÄQ auf Brillenebene von der Hornhautgesamtbrechkraft vor refraktiver Chirurgie. Die Überschätzung der Hornhautbrechkraft bei der konventionellen Messung korreliert dabei hochsignifikant mit der intendierten Korrektur und der Ablationstiefe während der PRK.
Schlussfolgerung: Die Hauptursachen für die Fehlbestimmung der Kunstlinse unterscheiden sich grundsätzlich zwischen RK und PRK/LASIK. Im klinischen Einsatz empfehlen wir folgendes Vorgehen: Wenn Hornhautbrechkraft und Refraktion vor dem refraktiven Eingriff bekannt sind, sollte die Änderung des SÄQ auf Brillenebene von der Hornhautbrechkraft vor refraktiver Chirurgie subtrahiert werden. Andernfalls kann nach RK der Mittelwert mehrerer (para-)zentraler topographischer Messwerte benutzt werden. Nach PRK/LASIK können unter Verwendung der sog. "Slit-Scanning-Topographie" die Vorder- und Rückflächenbrechkraft der Hornhaut separat bestimmt und anschließend addiert werden. Der so ermittelte Hornhautbrechkraftwert sollte möglichst in mehr als eine theoretisch-optische Formel (Haigis, Hoffer Q, Holladay 2, SRK/T) eingesetzt werden und die stärkste hierbei resultierende Kunstlinse implantiert werden.
Zurück