Wissenschaftliche Beiträge 2000

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Pseudophakie - Buckel versus primäre Pars-Plana-Vitrektomie

P. Kroll
Marburg


Hintergrund: Die primäre Pars-Plana-Vitrektomie bei der Behandlung rhegmatogener Netzhautablösungen wird nach wie vor kontrovers diskutiert. Um die Linse zu schonen, sollte bei phaken Augen bei klarer Indikationsstellung eine einfache Plombenoperation der primären Pars-Plana-Vitrektomie vorgezogen werden. Bei der Pseudophakie-Ablatio muß dieses Konzept allerdings neu überdacht werden, da die Lochsuche erschwert ist und die Indikation zur primären Pars-Plana-Vitrektomie bei bestehender Pseudophakie und alteriertem Glaskörper (z.B. nach Yag-Laserkapsulotomie) leichter fällt. In diesem Referat soll daher auf diese spezielle Situation der Behandlungsmethode bei Pseudophakie-Ablationes eingegangen werden.
Material und Methode: Vor diesem Hintergrund untersuchten wir anhand der Krankenakten retrospektiv 1230 Augen, die an der Universitäts-Augenklinik Marburg zwischen 1990 und 1997 wegen einer Netzhautablösung operiert wurden. Davon waren 253 pseudophak, 1025 wurden durch eine episklerale Plombentechnik saniert und 205 durch eine primäre Pars-Plana-Vitrektomie. Im Rahmen der episkleralen Plombentechnik wurden 871 Augen durch eine segmentale Plombe und 154 durch eine Cerclage behandelt. Bei den Patienten, die durch eine primäre Pars-Plana-Vitrektomie operiert wurden, erfolgte der glaskörperchirurgische Eingriff mit der 3-Port- Technik und grundsätzlich durch das Anlegen einer Cerclage. Als Endotamponade wurde Luft, resorbierbares Gas oder Silikon eingesetzt.
Ergebnisse: Durch eine einfache Plombenoperation konnte in 72% eine komplette Sanierung der Netzhaut erzielt werden. Durch Re-Operation war in 28% ingsesamt ein Erfolg von 93% zu verzeichnen. Durch eine primäre Pars-Plana-Vitrektomie konnte bei komplizierter Netzhaut und Glaskörpersituation in erster Sitzung die Netzhaut in 71,2% erfolgreich wiederangelegt werden und durch weitere Operationen in 95,1%.
Diskussion: Der größte Anteil der Pseudophakie-Ablationes konnte durch eine episklerale Plombentechnik (segmentale Plombe bzw. Cerclage) in 93% saniert werden. Nur in 15% war eine primäre Pars-Plana-Vitrektomie erforderlich, mit der in 95,1% ein Erfolg erzielt werden konnte. Da in beiden Gruppen die prozentuale Sanierung der Netzhaut gleich groß war und auch das funktionelle Ergebnis in beiden Gruppen nach erfolgreicher Operation gleich gut war, sollte die Indikationsstellung zur primären Pars-Plana-Vitrektomie komplizierten Ausgangsbefunden vorbehalten bleiben.

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