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Scharfsicht oder Gleitsicht: die sphärische Aberration des pseudophaken Auges
Jochen Wahl, Burkhard Dick, Paul-Rolf Preußner, Universitäts-Augenklinik Mainz
Hintergrund: Brechkraftunterschiede zwischen achsennahen und achsenfernen Strahlen können beim pseudophaken Auge bis zu drei Dioptrien betragen. Dieser meist als "sphärische Aberration" bezeichnete Effekt hängt wesentlich vom Design der IOL ab. Er ist bei den auf dem Markt befindlichen Linsentypen unterschiedlich stark ausgeprägt.
Methode: Mit Hilfe eines numerischen Ray-Tracing kann der Brechkraftfehler für jede Lokalisation exakt berechnet werden. Durch Superposition sehr vieler Strahlen läßt sich der Seheindruck durch einen unscharfen Landoltring simulieren, der dem Raster der Netzhautrezeptoren überlagert wird. Dabei wird auch die Beugung an der Pupillenöffung mit berücksichtigt.
Ergebnisse: Die als optischer Fehler bekannte sphärische Aberration wirkt sich nicht nur nachteilig aus. Vielmehr erlaubt die durch sie verursachte Unschärfe auch eine "Pseudoakkommodation", wie sie z.B. bei multifokalen IOL als "Gleitsichtoptik" angestrebt wird. IOL mit stärkerer sphärischer Aberration sind daher auch gegenüber Biometriefehlern bzw. Abweichungen zwischen angenommenem und tatsächlichem Implantationsort weniger empfindlich.
Schlussfolgerung: Im Sinn eines Kompromisses ist abzuwägen, ob man entweder "die Sehschärfe über einen gewissen Bereich verteilt", oder ob man unter genau einer Bedingung ideal scharf sieht. Zur Quantifizierung der beteiligten Parameter ist eine Simulation des Seheindruckes mit Hilfe einer Ray-Tracing-Rechnung hilfreich.
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