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Perspektiven der Kataraktchirurgie
Ohrloff C
Universitäts-Augenklinik Frankfurt/MDie eigentlich sinnvolle Verlagerung der operativen Versorgung
aus dem stationären in den ambulanten Bereich hat besonders
in der Augenheilkunde und speziell in der Kataraktchirurgie in
den letzten Jahren gewaltig zugenommen. Verbunden damit ist
die Vorstellung, erhebliche Kosten im Gesundheitssystem sparen
zu wollen; nach dem Motto das Geld folgt der Leistung sollen
außerdem Gelder aus dem stationären Budget in das ambulante
Budget und damit an die ambulanten Operateure transferiert
werden. Diese Vorstellung beruht auf vordergründigen gerade-
zu naiven Überlegungen, was schon ein Vergleich mit dem Aus-
land zeigt. Der Anteil der Krankenhauskosten an den gesamten
Gesundheitsausgaben ist in Deutschland mit 33% bereits viel
niedriger, als in Ländern mit hoher ambulanter operativer Versor-
gung z. B. Dänemark (68,9%) oder den USA (42,5). Noch interes-
santer ist ein Vergleich der Krankenhauskosten pro Fall in DM: In
Deutschland beträgt die Summe 6 000 DM und in den USA 20 961
DM. Die Summe ist so hoch, weil die komplizierten und damit
teuren Fälle dem Krankenhaus verbleiben und ein gesunder Fall-
Mix für eine Mischkalkulation auf Grund einfacherer stationärer
Fälle fehlt eine Entwicklung, die insbesondere nach Einführung
der DRG auch in Deutschland zu erwarten ist. Sinnvoll ist daher
das Gegenteil, nämlich die Infrastruktur der Krankenhäuser dafür
zu nutzen, dass dort ebenfalls vermehrt und intensiv ambulant
behandelt wird. Dies würde gewaltige Kosten sparen und unnö-
tige Investitionen ambulant tätiger Augenärzte verhindern. Da-
rüber hinaus ist zwingend zu klären, ob nach Zunahme der nie-
dergelassenen ambulanten Operateure in Deutschland die Kosten
im ambulanten Bereich leichtfertig durch Ausweitung der Kapazi-
tät erhöht worden sind: 1997 erfolgten ca. 450 000 Kataraktope-
rationen im Jahr und 2001 wird von ca. 600 000 ausgegangen.
Eine Ausweitung der Kapazität schafft Bedarf, schafft Kosten
und hinterlässt Kosten. Ob das den Kranken nützt ist die Frage
und was als fragwürdig bezeichnet wird, ist häufig nicht nur
überflüssig sondern fast schon gefährlich. Es werden nämlich in
beträchtlichem Maûe Mittel vergeudet, die anderweitig fehlen.
Die Klagen der Ärzte über unzureichende Ressourcen sind abwe-
gig, solange unter Umständen leichtfertig mit Patienten und Geld
umgegangen wird.
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