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21. Kongress der DGII 2007
Abstracts DGII 2007
R 76
Presbyopie: Akkommodationstheorien und therapeutische Behandlungsansätze
Febrer Bowen B
Barcelona (E)/Augentagesklinik Spreebogen, Berlin
Refraktive Fehlsichtigkeiten sind die häufigsten Sehstörungen des Menschen. Dabei ist die Presbyopie die mit weitem Abstand häufigste aller Fehlsichtigkeiten. In einer zunehmend alternden Bevölkerung geht die WHO davon aus, dass schon in etwa 10 Jahren mehr als die Hälfte der Bevölkerung alterssichtig sein wird. Die Einschränkungen durch die Altersweitsichtigkeit betreffen gerade jenen Lebensabschnitt, in dem jeder einzelne seine höchste Produktivität erreicht. Entsprechend ist die sozioökonomische und sozioökologische Bedeutung der Presbyopie. Bestandteil klinischer und experimenteller Anwendungen ist die Erforschung befriedigender permanenter Korrekturen der Presbyopie. Pseudoakkommodation, wie etwa Sehhilfen, Radiofrequenztherapie, mono- und multifokale Laserablationsprofile und IOLs dominieren den klinischen Therapieansatz. Die Widerherstellung eines funktionellen Akkommodationsapparates durch Techniken wie Phako Ersatz, sklerale (laser-) operative Eingriffe oder akkommodative IOLs können sich zu ernsthaften Therapiealternativen entwickeln. Mit Intensität und Leidenschaft wird seit langem nicht nur die Presbyopie- sondern auch die Akkommodationsphysiologie diskutiert. Bedingt ist dieses durch den reduzierten Einblick auf die von der Iris verdeckten Linsenäquator und Ziliarmuskel. Auch wurden bis dato wenig humane in vivo Studien durchgeführt, so dass man sich auf in vitro Studien mit sich verändernden post mortem Präparaten verlassen musste. Schon 1677 vermutete Descartes als Akkommodationmechanismus eine Veränderung der Linsenform. 1855 beschrieb von Helmholtz hier in Berlin die Rolle der Zonulafasern, des Ziliarmuskels und der elastischen Linse. Seine Theorie, bei der die Kontraktion des Ziliarmuskels zu einer Reduktion der Zonulaspannung und des Linsenäquators führt, bedeutet eine Zunahme der Linsendicke und der Linsenkrümmung. Diese Theorie ist mittlerweile weitgehend bewiesen und als gängige Lehrmeinung akzeptiert. Schwieriger gestaltet sich das Etablieren einer eindeutigen Theorie des Presbyopiemechanismus. Fest steht, dass der Abstand zwischen dem Ziliarmuskel und dem Linsenäquator mit zunehmenden Alter abnimmt. Der Ziliarmuskel reduziert unwesentlich seine Aktivität und mechanische Veränderungen der Linse können das Ausmaß der Presbyopie auch nicht erklären. Wahrscheinlich verursacht die altersbedingte Veränderung der Muskel- und Linsengeometrie die Presbyopie. Anteriore sklerale operative Anwendungen wie z.B. die anteriore Skleroplastie und die AceLaser Behandlung gewinnen an Bedeutung, um einen funktionellen Akkommodationsapparat zu erhalten.
Erschienen in: Klin Monatsbl Augenheilkd, 224, Suppl. 2 |