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24. Kongress der DGII 2010
Abstracts DGII 2010
VII.
Wissenschaftliche
Sitzung: Update der Retinologischen Gesellschaft
R49
Katarakt und AMD
Holz FG
Universitäts-Augenklinik Bonn
Basierend auf früheren Untersuchungen bestand die Annahme, dass
durch eine Kataraktoperation eine Progression der altersabhängigen
Makuladegeneration (AMD) induziert würde. Hierauf begründete
sich der Rat an AMD-Patienten, eine Kataraktoperation möglichst
hinauszuzögern, bzw. nur bei sehr ausgeprägten Linsentrübungen
zu operieren. Berichtet wurde sowohl über eine Aktivitätssteigerung
einer bereits bestehenden neovaskulären AMD (Wachstum der CNV,
Zunahme des Makulaödems, neue Hämorrhagien) als auch über eine
höhere Inzidenz eines Übergangs einer frühen in eine späte AMD.
Als mögliche Mechanismen wurden u.a. lichttoxische Effekte und
die Freisetzung inflammatorischer und angiogener Botenstoffe erwogen.
In mehreren neuen, umfangreicheren Untersuchungen konnte
allerdings ein negativer Einfluss der Kataraktoperation auf den
Verlauf der AMD nicht bestätigt werden. Dies betrifft sowohl die
Progression einer frühen AMD als auch einer feuchten AMD. Zuletzt
wurde auch kein nachteiliger Einfluss auf die natürliche, kontinuierliche
Vergrößerung von Arealen mit geographischer Atrophie im
Rahmen der AMD gefunden. Da Patienten mit verschiedenen
Ausprägungsformen einer AMD auch bei noch relativ gutem zentralen
Visus häufig zusätzlich relevante retinale Funktionseinschränkungen
wie reduzierte Dunkeladaption oder Probleme bei geringer Beleuchtung
aufweisen, bedeuten linsenbedingte visuelle Einschränkungen
ein zusätzliches Problem. Auch deswegen sollte von einer
Kataraktoperation in Gegenwart relevanter Linsentrübungen wegen
eines
vermeintlichen Progressionsrisikos eher nicht abgeraten werden.
Erschienen in:
Klin Monatsbl Augenheilkd 2010; 227: Suppl. 1, S1–S24
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1431-634X
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